„How ya going, mate?“ Diesen Satz hört man so oft in Australien, doch allzuselten interessiert es tatsächlich jemanden, wie es dem Mate denn wirklich geht.

Vor Kurzem war ich an einer Party – natürlich einem Barbie (dies hat übrigens nichts mit der unmöglich proportionierten Puppe zu tun, sondern ist die australische Abkürzung für „Barbeque“, welches zu Australien gehört wie das Bier, das dabei getrunken wird.) Es war eine Privatparty von Elite-Golfspielern. Männerwelt pur. Sport als Hauptthema. Dieser Fakt an sich ist ja schon schlimm genug, aber wenn es nur um „holes“, „clubs“ (die Golfschläger, nicht die Vereine) und „greens“ geht, ist mein Handicap noch grösser.

Wenigstens einer der Spieler, hatte auch ein anderes Thema: Das erst letztwöchige Ende seiner Beziehung. Eigentlich war es ja so, dass er sich krampfhaft gegen die Bemerkungen seiner Mates verteidigte, die ihn damit aufzogen, dass er offensichtlich vorige Woche sehr emotional gewesen war – und dies auch noch in aller Öffentlichkeit, nämlich im Kreise seiner Kollegen. Oh Schreck! Wieder einmal mehr hat es mir gezeigt, dass die Australier die mühevolle Arbeit der Frauen, die Männer davon zu überzeugen, dass Gefühle zu zeigen keine Schwäche ist, aufs Gröbste untergraben. Hier ist kein Platz für „Gefühlsduseleien“ oder du wirst knallhart als „whinger“ (sprich „uinscha“ = „Jammerer, Meckerer“) abgestempelt, und die sind nicht gern gesehen.

Für Australier gibt es grundsätzlich keine Probleme, was oft gehörte Sprüche wie „No worries, mate!“ („Keine Sorge, Kumpel!“) oder „You’ll be right, mate!“ (Frei übersetzt: „Chunnt scho guet!“) – meist mit einem nicht gerade zarten Klaps auf die Schulter unterstrichen – beweisen. Sollte es doch mal ein Problem geben, wird es einfach so lange ignoriert, bis es sich entweder von selber löst, oder sich in denn Alltag integriert, so dass es nicht mehr auffällt und einfach als schon immer dagewesenes Übel empfunden wird. Nicht, dass Australier Probleme nicht angehen würden. Nein. Sie sind sogar ziemlich vif in der Problemlösung. Du kannst immer auf ein offenes Ohr, grosse Hilfsbereitschaft und eine schnelle und effektive Lösung zählen…. solange es sich nicht um emotionale Probleme handelt. Die Devise lautet: „Act, don’t talk!“ („Handle, rede nicht“), was bei Gefühlsangelegenheiten leider manchmal nicht so einfach ist.

Natürlich müsste man den geschichtlichen Hintergrund dieses Landes anschauen, damit das Ganze verständlich wird, doch ich löse das Problem lieber australisch… ich ignoriere es.