Ich hatte mich entschieden, alleine und nicht in einer WG zu wohnen, merkte aber kurz nach meinem Einzug, dass dies in Australien relativ schwierig ist. Flöhe und Kakerlaken waren meine Wohngenossen. Ich mag Tiere. Wirklich. Aber nicht, wenn sie mir entweder das Blut aussaugen oder die Küche vollspucken. Dass ich sie nicht vorher bemerkt hatte, liegt daran, dass die Spucker nachtaktiv sind und sich die Larven der Sauger im Teppich verpuppen, solange niemand in der Wohnung lebt. Sobald sie Bewegung spüren, beginnen sie mit der Metamorphose und nach ein bis zwei Tagen hast du weitspringende (bis zu zwei Metern!), zwar sehr winzige aber auch sehr hungrige schwarze Punkte an deinen Fesseln. Meist bemerkst du das aber erst, wenn die Punkte rot sind und du dich ständig kratzen musst.

Da ich ja aus der umweltbewussten Schweiz stamme und als angehende Homöopathin den sanften Weg bevorzuge, wollte ich nicht gleich zum Gift greifen. Ich wollte mich zuerst informieren, welche ‚natürlichen‘ Methoden man anwenden konnte, um die ungebetenen Gäste loszuwerden. Nach drei Tagen und hundert Flohbissen vergass ich die Umwelt und ging ganz egoistisch in den nächsten Supermarkt, kaufte ein starkes Gift und sprayte – absolut unsanft – alle Böden ein. Die Flöhe überlebten nicht lange, aber Kakerlaken sind unglaublich. Ich musste doch noch die Pest Control (Kammerjäger) kommen lassen. Von Gesetzes wegen muss dem Mieter die Wohnung sowieso so überlassen werden, dass es für ihn zumutbar ist, darin zu leben. Die Kammerjäger waren sehr viel effizienter und doch viel sanfter – nicht gegenüber den Insekten, gegenüber der Umwelt – als ich. Das Gift wirkt auf verschiedene Arten. Einerseits durch direkten Kontakt, andererseits spucken Kakerlaken, die offensichtlich sehr soziale Gesellen sind, ihren Speisebrei nochmals aus, und andere laben sich später daran. So nehmen die späteren Gäste das Gift der ersten Kakerlake auf. Falls sie das überleben sollten (die Kerlchen sind wirklich Überlebenskünstler), verhindert das Gift, dass sie wachsen und fruchtbar werden können – wie Schlangen häuten sich Kakerlaken einige Male bevor sie ausgewachsen sind. Seither habe ich keine der grösseren Exemplare mehr gesehen. Nur noch kleinere, wahrscheinlich frisch geschlüpfte, wandern ab und zu noch durch mein Spülbecken.