Ich gehöre ja seit kurzem zu den fast modernen Menschen der Welt. Kürzlich sass ich nämlich noch in einem Café und fühlte mich ultramodern. Ich hatte meinen Laptop vor mir – natürlich über das Wifi der Stadt Baden mit dem Internet verbunden – neben mir lag mein geschäftlicher Blackberry, mein privates Nokia-Mobiltelefon und Musik hörte ich über Kopfhörer aus meinem MP3-Player. Ich schaute auf all dieses Equipment, denn so wird das genannt. Würde ich Ausrüstung sagen, hätten alle nur Bilder vom Wandern oder gar dem Militär vor ihrem geistigen Auge. Ich schaute also auf mein Equipment und dachte, ich sei ultramodern. Dieser Gedanke fühlte sich nur für eine Sekunde richtig an, denn gleich in der nächsten merkte ich: Wäre ich wirklich modern, hätte ich genau ein Gerät vor mir, das alles kann. Enttäuscht schaute ich auf meine Ausrüstung. Plötzlich fühlte ich mich wie der rotbesockte Wanderer in beigen Knickebockers, der sich, schwitzend vom Gewicht des schweren Lederrucksacks, von einem leichtfüssigen Neuzeitwanderer, Wasserschlauch im Mund und mit seinen Kleidern die Sonne reflektierend, überholen lassen muss.
Der Zufall wollte es, dass ich kurz darauf in den Halbbesitz eines iPad kam. Halbbesitz deshalb, weil es eigentlich meiner Firma und nicht wirklich mir gehört. Trotzdem darf ich es auch im privaten Umfeld einsetzen. An der grossen Geburtstagsparty meiner Eltern zum Beispiel. Wie ein Party-Planner stolzierte ich mit dem Gerät herum und machte handschriftliche – ja, das geht mit modernen Geräten auch elektronisch mit dem Finger – Notizen um den Ablauf der Party zu steuern. Selbstverständlich bieten die verschiedensten Programme, oder Apps, wie sie ja auf modern heissen, allerlei Hilfestellungen für den Alltag. So kann ich meine Shopping-Liste immer gleich auf dem iPad führen und muss nicht wie früher einen Zettel, welcher eh nicht da ist, wo ich ihn brauche, suchen. Ok, zugegeben, der Zettel früher war meist ein PostIt, welches ich einfach auf den Griff des Einkaufswagens kleben konnte. Mit dem iPad ist das nicht ganz so simpel. Es ist mir beim Einkaufen leicht im Weg. Aber man kann so schön die Dinge gleich löschen, welche schon im Einkaufswagen liegen. Ich brauche also nicht mehr einen Kugelschreiber mitzunehmen. Nur eine etwas grössere Handtasche, damit mein iPad überhaupt reinpasst.
Gut, dem scharfen Beobachter mag nicht entgangen sein, dass gewisse Umständlichkeiten iPad-induziert sind in meinem Leben. Deshalb nenn ich mich auch nur fast-modern. Denn was fehlt ist tatsächlich das iPhone. Das könnte ich dann ja mit dem iPad-Einkaufszettel abgleichen und voilà, ich hätte alle Vorzüge des iNkaufens auf iNem kleinen Gerät. Darauf muss ich aber noch einen Moment warten. Bis dahin sitze ich mit dem iPad im Café in Baden, hole die Welt über das städtische Wifi zu mir auf den Screen, höre Musik über iTunes auf demselben Equipment und lasse diejenige Ausrüstung, welche mich als Fossil outen könnte – nämlich Nokia und Blackberry – in der Tasche. Unsichtbar für das moderne Auge.
Nur zu dumm, wenn genau dann ein Anruf kommt.
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