Liebe Kantonspolizei
Da fuhr ich kürzlich nachts konzentriert auf der Autobahn; guckte nach links, guckte nach hinten, blinkte, überholte, blinkte, spurte ein, beachtete Tempolimiten und Mindestabstände: Wie es sich für eine aufmerksame, sicherheitsbewusste Autofahrerin gehört.
Aber da, ein Schild! Gross, leuchtend, lang. „Uh, eine wichtige Nachricht“, dachte ich und fing an, aufmerksam die grossen Buchstaben genau zu lesen.
Las es und fand mich gleich darauf im Heck meines Vorfahrers wieder.
Ok, ich korrigiere. Schliesslich habe ich gelernt, dass man, wenn man mit der Polizei spricht, sich an die Wahrheit halten soll. Selbstverständlich habe ich beim Blinken nur nach links und nicht nach hinten geschaut. Selbstverständlich habe ich nach dem Überholmanöver nicht wieder geblinkt um einzuspuren und ich habe weder Geschwindigkeitslimiten noch Mindestabstände eingehalten. Selbstverständlich bin ich auch nicht in das Heck meines Vorfahrers gerast. Aber es war Nacht; es war dunkel; die Nachricht strahlte mich von quer über der Autobahn an und ich erwartete eine Nachricht bezüglich gesperrten Strassen oder sowas. Allerdings fehlten die Piktogramme, welche es dem Autofahrer einfach machen, den Kern der Aussage im Bruchteil einer Sekunde zu erfassen. Der lange Text hielt mein Auge für umgerechnet mehrere hundert Meter gefangen und lenkte mich derart ab, dass ich sogar kurz das Gespräch unterbrechen und mein Handy vom Ohr nehmen musste um zu verarbeiten, was Sie mir denn da sagen wollen. Oh, ich wollte ja bei der Wahrheit bleiben. Seit Sie mir damals hundert Franken abgeknöpft haben, telefoniere ich im Auto selbstverständlich nur noch über die Freisprechanlage. Aber die Temporeduzierung auf 100 habe ich tatsächlich übersehen. Wäre ich nicht sowieso viel langsamer gefahren, weil ich sonst den langen Text gar nicht hätte zu Ende lesen können, hätte es sehr wohl sein können, dass ich im Heck meines Vorfahrers gelandet wäre.
Das nächste Mal, als ich unter dem Schild hindurch fuhr, kannte ich die Nachricht und liess mich nicht mehr davon ablenken. Ich musste nur kurz mein Handy zücken, um es zu fotografieren, damit Sie auch wissen, wovon ich spreche.
Mit freundlichen Grüssen
Eine besorgte Autofahrerin
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