Immer wenn ich bei meinen ausländischen Freunden über die Schweiz prahle, hebe ich immer speziell hervor, wie sicher die Schweiz ist. „Sogar in Zürich, der grössten Stadt der Schweiz, habe ich nie Angst, allein durch die dunklen Gassen zu laufen“, sag‘ ich jeweils.
Letzte Woche wählte ich eine solche dunkle Gasse um mein Auto zu parkieren und prompt brachen irgendwelche bösen Männer das Auto auf. Ironischerweise hatte ich meine Handtasche im Auto gelassen, weil ich befürchtete, sie würde mir in dem Club, wo ich tanzen ging, geklaut. Dennoch, die Einbrecher waren nicht besonders erfolgreich. Der Minidiscplayer war teuer, aber abgesehen davon hatte ich nur 4 Franken im Portemonnaie. Die Handtasche tauchte am nächsten Tag samt aller Kreditkarten und Ausweise wieder auf. Trotzdem hatten die Diebe den Grips, die wirklich wertvollen Dinge mitzunehmen: Ein billiger Kugelschreiber (sie sind offensichtlich gebildet…), eine Büchse Preiselbeertabletten (…und gesundheitsbewusst – oder haben Blasenbeschwerden), Make up (um sich für den nächsten Coup zu verkleiden), eine Damenbinde (vielleicht waren es doch Frauen?) und ein Päckchen Papiertaschentücher (sie wussten offensichtlich, dass wir einen lausigen Sommer haben werden). Meine neue Sonnenbrille, welche zwar nicht die teuerste war, aber dennoch mehr wert als 100 Päckchen Taschentücher, liessen sie liegen. Auch schauten sie nicht in den Kofferraum, wo mein Laptop nur darauf wartete, mitgenommen zu werden.
So sehr ich mich über die Einbrecher wunderte, konnte es doch mein Staunen über die Polizei, 10 Minuten nachdem ich den Einbruch bemerkt hatte, nicht übertreffen. Als ich den Minidiscplayer erwähnte, fragte mich der Polizist, ob ich die Seriennummer wisse…! Kennt ihr auch nur eine Seriennummer eines eurer Geräte?!? – Auswendig!
Als ich ihn ausserdem nach einer Kopie des Polizeirapports für meine Versicherung fragte (die Tür kostet mindestens 1000 Franken) informierte er mich, dass sie mir keine Kopie aushändigen könnten aufgrund des Amtsgeheimnisses. Hallo?! was ist denn geheim an einem Päckchen Taschentücher? Sogar Schweizer Banken informieren den Kontoinhaber über dessen Kontendetails.
Wie auch immer, ausser dem Garagisten profitierte niemand wirklich von der ganzen Sache. Trotzdem schätze ich mich glücklich, denn ich habe mein Natel, meinen Laptop und ich muss meine ID und anderen Ausweise nicht ersetzen lassen. Zürich hat mich am Wochenende mit einem wunderschönen Feuerwerk zurückbezahlt und ich bin reicher im Sinne, dass ich jetzt mehr weiss, als noch vor einer Woche:
- Dunkle Gassen in Zürich sind doch nicht so sicher,
- Ich muss die Seriennummern aller elektronischen Geräte aufschreiben und diese Liste die ganze Zeit bei mir haben, und…
- Es wird ein lausiger Sommer.
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